Runder Tisch – Kreisgrüne treffen Industriegewerkschaften: „Transformation braucht Aluminium aus Deutschland“

Kreisgrüne treffen Industriegewerkschaften (Foto: GRÜNE v.l.n.r. Erhard Demmer, Frank Lindenau, Dinah Trompeter, Dirk Schimanski, Petra Schenke, Heinz Höhner, Hans Christian Markert)
Kreisgrüne treffen Industriegewerkschaften (Foto: GRÜNE v.l.n.r. Erhard Demmer, Frank Lindenau, Dinah Trompeter, Dirk Schimanski, Petra Schenke, Heinz Höhner, Hans Christian Markert)
Pressemitteilung der Grünen-Kreistagsfraktion im Rhein-Kreis Neuss

Seit über 60 Jahren wird im Rhein-Kreis Neuss Aluminium produziert und verarbeitet. „Jede zweite Aluminium-Getränkedose in Europa kommt aus Neuss“, erklärt Frank Lindenau von Alunorf. Nach der Entscheidung, die energieintensive Produktion von Primäraluminium im Jahr 2023 einzustellen, möchte die Speira GmbH neuer europäischer Marktführer beim Aluminium-Recycling werden – Investitionen in Höhe von 40 Millionen wurden gerade erst beschlossen. Damit bleibt die Aluminiumindustrie – auch in Zeiten der Transformation hin zu einer nachhaltigen Industrie – ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber für zahlreiche Beschäftigte aus dem gesamten Kreisgebiet.

Vor diesem Hintergrund haben die GRÜNEN im Rhein-Kreis Neuss die Vertreter*innen der hiesigen Industriegewerkschaften zu einem Runden Tisch in ihre Fraktionssitzung am 11. Juni 2024 eingeladen. Die Frage: Welche Rahmenbedingungen muss die Politik schaffen, um den Rhein-Kreis Neuss als Standort für die Aluminiumverarbeitung auch zukünftig wettbewerbsfähig und attraktiv zu erhalten.

Moderiert wurde der Runde Tisch von Erhard Demmer, Kreistagsabgeordneter der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Sprecher für Wirtschaft und Strukturwandel. Dieser betonte gleich zu Beginn, dass – insbesondere im Rahmen des Transformationsprozesses – ein „industrieller Kern“ mit guten Arbeitsplätzen im Rhein-Kreis Neuss unbedingt erhalten, mehr noch, erweitert werden müsse. „Dafür machen wir GRÜNE uns seit Jahren im Kreistag stark.“

Für eine intensivere und transparente Kommunikation warb derweil Petra Schenke, Co-Fraktionsvorsitzende der Kreisgrünen. „Daher freue ich mich ganz besonders über unseren offenen Austausch heute.“ Viele Entscheidungen, so Schenke, werden jedoch nicht auf Kommunal- sondern Bundesebene getroffen. „Gleichwohl nehmen wir die Anliegen der Aluminiumindustrie im Rhein-Kreis Neuss sehr ernst und werden diese in die entsprechenden Kanäle transportieren.“

Dirk Schimanski, Co-Fraktionsvorsitzender der Kreisgrünen, unterstrich die Bedeutung der Aluminiumindustrie für ein vielfältiges und attraktives Ausbildungsangebot im Rhein-Kreis Neuss: „Die Ausbildungsberufe Industriemechaniker*in oder Elektriker*in sind seit Generationen ein gefragter Berufseinstieg mit guten Entwicklungschancen für junge Menschen aus dem gesamten Kreisgebiet und darüber hinaus. Dieses Angebot möchten wir erhalten.“

Hans Christian Markert, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Kreisgrünen und Sprecher für Klima, Umwelt, Energie und Bauen, ist es wichtig, die Transformation sowohl aus der umwelt- als auch aus der wirtschaftspolitischen und sozialen Sicht zu sehen: „Wir müssen Industrien, die wir für die Transformation in Deutschland brauchen, auch bei uns erhalten. Aluminium wird unter anderem für den Bau von Windkraftanlagen benötigt.“

Die Produktion in Deutschland garantiere, so Markert, hohe Umwelt- und Sozialstandards sowie gute Löhne. „Das Bekenntnis zum Aluminiumstandort und der massive Ausbau der Windenergie sind daher eng miteinander verbunden.“

Dinah Trompeter, Geschäftsführerin der IG Metall Düsseldorf-Neuss, unterstreicht die Notwendigkeit einer stabilen und bezahlbaren Energieversorgung für die energieintensiven Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss. „Uns bewegt die Frage, ob wir es schaffen, erneuerbare Energien in der Anzahl und Geschwindigkeit an den Start zu bringen, so dass auch im Jahr 2030 die Energieversorgung gesichert ist.“

Eine Frage, die auch Heinz Höhner, Konzernbetriebsratsvorsitzender der Speira GmbH, beschäftigt. Die Vorgabe, den Bruttostromverbrauch bis 2030 zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien abzudecken, sei eine Herausforderung. „Wir sind gut und stark aufgestellt. Wichtig für uns sind vergleichbare Wettbewerbsbedingungen. Aber für die Umstellung auf erneuerbare Energie benötigen wir Zeit.“

Frank Lindenau, Technischer Ausbilder der Aluminium Norf GmbH (Alunorf), betont ebenfalls: „Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben. Die Standorte der Aluminiumindustrie im Rhein-Kreis Neuss beschäftigen rund 5.000 tarifgebundene Arbeitnehmer*innen. Dementsprechend wünschen wir uns mehr Unterstützung zur Standortsicherung und zum Erhalt dieser Arbeitsplätze durch die Politik.“

Am Ende waren sich alle Teilnehmenden einig: Der Austausch zwischen den Kreisgrünen sowie den Vertreter*innen der Gewerkschaften soll in regelmäßigen Abständen fortgeführt und intensiviert werden. „Wir haben die Botschaft verstanden und werden diese in die entsprechenden Gremien einbringen“, so Petra Schenke und Dirk Schimanski. Die beiden Co-Fraktionsvorsitzenden ergänzen: „Auch wenn der mediale Fokus derzeit auf RWE gerichtet ist, wir haben die Aluminiumindustrie im Rhein-Kreis Neuss auf dem Radar!“