Es ist etwas Schreckliches geschehen – Ein Film über das Madımak-Massaker und darüber hinaus

Am 2. Juli 2024 fand im UCI Neuss eine Sondervorstellung des Dokumentarfilms „Es ist etwas Schreckliches geschehen – Ein Film über das Madımak-Massaker und darüber hinaus“ („Çok Kötü Bir Şey Oldu – Madımak Katliamı ve ötesi üzerine bir film“) statt.

Der Dokumentarfilm erinnert anhand von Zeugenberichten, Fotografien und Filmaufnahmen an den brutalen Anschlag vom 2. Juli 1993, bei dem 35 Menschen auf schreckliche Weise ihr Leben verloren, als eine fanatisch aufgestachelte Menge das Madımak-Hotel in Sivas in Brand setzte. Dichter, Denker und Künstler, die an einem Kulturfestival zu Ehren des alevitischen Volksdichters Pir Sultan Abdal teilnahmen, wurden Opfer dieses Brandanschlags.

Besonders berührt hat mich, dass der Film auf die vielen Einzelschicksale und Biografien der Opfer den Fokus gesetzt hat. Es waren meist junge, sehr begabte Künstler*innen und Menschen, die allesamt gemeinsam hatten, dass sie an eine bessere, freiere – auch: säkulare Welt geglaubt haben. Die Ereignisse das erste Mal in Form von Dokumentarbildern auf der großen Leinwand zu sehen, war erschreckend und für viele Anwesende sicherlich auch retraumatisierend.

Der Film, der in türkischer Originalfassung europaweit mit Untertiteln in der jeweiligen Landessprache gezeigt wurde, ist ein wichtiger Bestandteil des Madımak-Massaker-Gedächtniszentrums. Er vermag, das Bewusstsein für diesen brutalen, rassistischen Anschlag zu schärfen und die Erinnerung an die Opfer lebendig zu halten.

Ich danke der Alevitischen Gemeinde Deutschland K.d.ö.R. für die durch den Film deutlich zum Ausdruck gebrachte Mahnung vor rechtsextremen, menschenverachtenden Ideologien. Der Forderung nach Gerechtigkeit und Aufklärung für die Opfer und Hinterbliebenen dieses Massakers, schließe ich mich als Sprecherin im Namen der GRÜNEN im Rhein-Kreis Neuss an. Viele Täter des Massakers sind noch auf freiem Fuß, einige leben in Deutschland. Insgesamt leben in Deutschland eine Million Aleviten, in der Türkei etwa 20 Millionen. Sie werden (immer noch) verfolgt und diskriminiert.

Am Rande der Filmvorführung durfte ich mich mit einem Gemeindemitglied der Alevitischen Gemeinde in Neuss kurz austauschen und habe zugesichert, dass wir auch in Zukunft Kontakt halten werden.

Sarah Clemens

Co-Sprecherin

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN KV Rhein-Kreis Neuss.

Nachtrag: Merih Demiral, der Stürmer der türkischen Nationalmannschaft zeigte am gleichen Abend nach dem Sieg im Achtelfinale eine Geste, die als „Wolfsgruß“ bekannt ist und als rassistisch und rechtsextrem interpretiert werden kann. Besonders vor dem Hintergrund des Gedenktags an das Madımak-Massaker – aber auch an sich – war diese Geste mehr als unangebracht. Die „Grauen Wölfe“ sind eine ultranationalistische und rechtsextreme Bewegung in der Türkei, die Gewalt gegen Minderheiten, einschließlich der Aleviten, fördert. Ihre Ideologie stellt eine Bedrohung für die Sicherheit und das Wohl u.a. der Alevitischen, Kurdischen und Armenischen Gemeinde dar. Die UEFA reagierte angemessen, indem sie den Spieler für zwei Spiele sperrte. Dass rechtsextreme Gesten und Gesänge auch von Sportstars zu sehen sind, ist in deutschen Stadien ein bitterer Moment während der Europameisterschaft im eigenen Land, die jedoch auch positive Bilder von Gemeinschaft, Zusammenhalt und Vielfalt hervorbringt.